Libanon 26.12.2016 - 29.12.2016

Nun doch, vor Jahren aufgrund der politischen Lage zurückgestellt dann doch vor 8 Wochen spontan entschieden und gebucht. Es geht nach Beirut, dem Paris des Nahen Ostens. Ebenso werde ich mir ein paar Sehenswürdigkeiten im Land anschauen. In knapp 3 1/2 Stunden fliegt die MEA von Frankfurt nach Beirut. Ich finde sie sehr komfortabel, die Sitze im Airbus sind auch angenehm breit. Vor allem das  Sicherheitsvideo  muß man sich ansehen. Mein Reiseführer ist ca. 6 Jahre alt und und beinhaltet Libanon und Syrien. "Wandeln sie durch die malerische Altstadt von Aleppo" ... Gegen 17:00 Landeanflug umgeben von den Orten aus den Nachrichten. Der über das Internet gebuchte Taxifahrer holt mich mit einem Schildchen und einem Regenschirm ab. SMS vorher Dein Fahrer ist da, toller Service:  Allo Taxi .
Das Bayview Hotel am Wasser gelegen. Im Hard Rock Cafe Building, das Cafe existiert nicht mehr. Die Zimmer sind sehr laut, in der Bar mit Meerblick ist nichts los. Nachdem der Regen aufgehört hat, erster Spaziergang in Richtung Westen am Wasser entlang. Die Promenade füllt sich mit Familien und die Angler hat der Regen nicht gestört. Die ganze Nacht hat es gedonnert, am Morgen beginnt der Ganztagesausflug bei strömendem Regen. Hussein holt mich pünktlich um 9 Uhr am Hotel ab. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen, Touren, Flughafentransfer, Ausflüge:  Lebanon Tours & Travels
Auf dem Weg zur Jeita Grotte nimmt dieser Pickup seinen Weg direkt auf uns zu. Um Schlimmeres zu verhindern, weicht Hussein ihm aus und bremst. Leider rutschen wir in parkendes Auto, das da eigentlich gar nicht hätte stehen dürfen. Der Verursacher verschwindet. "Nur" Plastik und Blech kaputt, er bringt mich schnell zur  Jeita Grotte  und fährt zurück um den anderen Fahrer zu suchen. Mit einer kleinen Seilbahn geht es hinauf zur oberen Grotte, unter mir ein reissender Sturzbach.
Leider muß ich die Kameras und das Smartphone abgeben, denn in der Grotte ist fotografieren verboten. Unglaublich, knapp 600m ist die obere Galerie begehbar. Diese Bilder stammen von einer (virenverseuchten) Foto CD aus dem Jahre 2004 die ich dort erstanden habe. Die höchste Halle hat eine Höhe von über 100m. Es ist kaum zu glauben was sich hier im Inneren des Berges verbirgt. Absolut beindruckend. Zu Fuß geht es einen kurzen Weg bergab zum Eingang der unteren Grotte. Auch hier wieder, Kameras und Smartphone abgeben.
Mit einem flachen Elektroboot gleiten wir durch eine weitere bizarre Welt. Die Fahrt erscheint einem viel zu kurz bei diesen vielen Eindrücken. Aus den Bergen zurück geht es mit dem ledierten Auto wieder an die Küste. Um die 20km in der Ferne, die Silhouette von Beirut. Es hat aufgehört zu regnen, zwischendurch zeigt sich sogar die Sonne. Wir passieren Jounieh, auf dem Berg die Marienstatue von Harissa. Jounieh ist voller Bars und Nachtclubs, doch leider bleiben die Gäste aus.
Wir erreichen das Weltkulturerbe Byblos (heute Jbeil). Die ältesten Siedlungsreste stammen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. Hier wurde die Schrift entwickelt von der sich alle heutigen Schriften ableiten. Die Wegeführung der alten Römerstrasse und noch genutzten Strasse ist hier gut zu erkennen. Ein ganz kleines Amphitheater. Reste der alten Kreuzfahrerburg. Byblos war eine bedeutende Hafenstadt.
Wir verlassen die Phönikienstadt Byblos und fahren wieder in die Berge. Die Strasse steigt steil an und so landen wir mitten im Schnee. Auf dem Weg passieren wir etliche in die Berge gebaute Luxusvillen. Da wir uns auf dem Weg in ein Skigebiet befinden, ist die Strasse geräumt. Der Weg zum Wasserfall ist unpassierbar, wir müssten durch den Schnee stapfen und der Weg ist nicht gesichert.
So bleibt ein Blick aus der Ferne und ein Eindruck aus dem Internet das sich im Inneren einer der schönsten Wasserfälle der Welt verbirgt. Zurück aus den Bergen, knapp 50 km liegen vor uns, das Ziel ist Jounieh. In der Ferne Beirut, der Sonnenuntergang rückt näher. Mit der  Teleferique   fahre ich zur Pilgerstätte Harissa. Es fängt leider wieder an zu nieseln.
Auf der 1.5 km langen Fahrt überwindet man 650 Höhenmeter und hat einen wunderbaren Blick über die Bucht von Jounieh. Auf dem letzten Stück steigt die Gondel sehr steil an, später auf dem Rückweg abwärts hat man das Gefühl in einer Achterbahn zu sitzen. Hier steht die im Jahre 1908 eingeweihte 15 Tonnen schwere (weiß gefärbte) Bronzestatue der Jungfrau Maria. Dieser Ort ist eine berühmte Wallfahrtsstätte. Blick von oben über die Basilika St. Paul.
.. und die Bucht von Jounieh. Es ist kalt, der Sonnenuntergang verschwindet hinter den Wolken. Zurück mit der von Hand angeschubsten Gondel (eröffnet 1965) zu meinem wartenden Guide. Zu sehen schon der Stau, in dem wir ca. 1h auf dem Rückweg nach Beirut stehen werden. Es gibt kaum öffentlichen Nahverkehr und keine Eisenbahn mehr. Das Hotel hatte keine Tips, aber Hussein mein Guide. Einfach den Berg hoch und Du landest in Hamra, dem angesagten Ausgehviertel Viertel von Beirut. Hinter dieser übersehbaren Tür in einem Büroeingang ... .. befindet sich die Bar, das Restaurant Mezyan. Durch Zufall die Terasse hinten entdeckt und dann den Eingang gesucht. Hier treffen sich Künstler und Studenten und ich lerne Nancy aus Holland, sowie ihre Freunde aus Belgien und Beirut kennen. Sie treffen sich hier um unter Freunden Neujahr zu feiern.
.. leider berichtet sie von Anfeindungen in Holland, ja die 70 Jahre sind anscheinend zu lange her, geht bei uns ja auch wieder los. Kurz noch ein Blick in die Küche, ich habe sehr lecker gegessen, dazu gibt es libanesischen Weißwein. Ich muß leider viel zu früh gehen. Nächster Morgen, Blick aus dem Fenster, T-Shirt Wetter ! Leider schickt mir Nada, meine gebuchte Guidin auf Nachfrage eine Mail, sie lebt nun in Miami und hat unseren Termin vergessen. Somit ziehe ich alleine los, bewaffnet mit einer blassen Kopie des Stadtplanes aus dem 6 Jahre alten Reiseführer. Der schickt mich zu Punkt 1 dem prächtigen Regierungspalast Grand Serail. Ich muß schon Umwege machen, überall Militär und geperrte Wege. Tja, ich befinde mich mitten im Sperrgebiet des Regierungsviertels und bin irgendwie von hinten reingerutscht. Ich werde sofort von zivilen Beamten aufgehalten denen ich meine Geschichte erzähle. Nachdem der Konvoi vom Ministerpräsidenten an uns vorbeigerauscht war, darf ich ein eigentlich verbotenes Foto machen. Alle sehr nett und höflich.
Unterhalb befindet sich eine Ausgrabungsstätte der römischen Militärstadt Julia Augustina Berytos, 5. Jh. v. Chr. Hier werde ich von den nächsten Beamten aufgehalten, keine Fotos, Kamera zeigen. Hinten links der Regierungspalast, überall Stacheldraht und Absperrungen. Auch wieder nett und höflich, er gibt mir sogar Tipps was ich mir anschauen kann. Die Bürgerkriege haben ihre Zeichen und Spuren hinterlassen. Es ist fast alles wieder schnell aufgebaut worden, doch ab und zu trifft man noch auf zerstörte Gebäude. Die Kunst verdeckt nur oberflächlich die Schäden.
Am Place des Martyrs (Platz der Märtyrer) steht eine Heldenstatue, sie ist voller Einschusslöcher. Hier am Märtyrerplatz entstanden nachdem die Hisbollah ihr Lager abgebrochen hatte sofort schicke neue Gebäude mit Cafes und noblen Geschäften. Am Platz steht auch die 2008 eingeweihte Mohammed-al-Amin-Moschee. In Auftrag gegeben wurde sie 2003 vom damaligen Ministerpräsidenten Rafik Hariri, der vor Fertigstellung ermordet wurde. Er ist in unmittelbarer Nähe beigesetzt. Gleich nebenan befindet sich die griechisch-orthodoxe Kathedrale Sankt Georg (links). Im Libanon leben viele Glaubensrichtungen zusammen, die Strassen sind voll Frauen mit und ohne Kopfuch, mit westlicher Kleidung.
Leider darf ich von dem Prunk in der Kathedrale kein Foto machen. Somit gibt es nach einem Plausch mit einem Passanten und angebotenem Essen (lecker belegtes Fladenbrot) und einer abgelehnten Einladung in sein Heimatviertel, einen Tee im Place de l'Etoile. Um mich herum sitzen Mädels und rauchen Shisha. Ich sitze am Wahrzeichen von Beirut, dem Uhrturm aus dem Jahre 1934. Während des Bürgerkrieges (1975-1990) wurde der Turm abgebaut und anschliessend wieder aufgebaut und restauriert. Nachdem der Zugang wieder möglich ist (das Parlament liegt am Platz und tagte Vormittags), füllt sich der Platz mit Leben. Eine russische Regierungsdelegation mit vielen Sicherheitsleuten läuft vorbei, macht Fotos und besucht die griechisch-orthodoxe Kathedrale. Ein Monument fehlt mir noch und da es sich im entgegengesetzten Teil von Beirut befindet, laufe ich gen Westen los. Geplant war ja eine Autofahrt mit dem Guide dorthin. Ich passiere schwere Blockaden, den Rest muß man sich denken. Das Regierungsviertel ist gut gesichert.
Bergauf in Richtung Trubelviertel Hamra fällt der Blick auf den neuen Finanzdistrikt. Auch hier stehen vereinzelt noch Ruinen, gleich daneben ein schicker Neubau, leider im einfachen Stil. Weiter geht's durch Hamra, mit auch H&M neben kleinen alten Läden. Gebrauchtwagen fiel mir sofort auf, der Schildermacher hatte dies im Schaufenster hängen. Im übrigen fahren viele LKWs und Kleintransporter mit deutscher Aufschrift durch Beirut. Die sind als Gebrauchtwagen hierher gekommen. Da sind sie, im Stadtviertel Raouche gelegen, die Taubenfelsen von Beirut. Beliebt bei Einheimischen und Touristen.
Neben dem Uhrturm ist dies das Wahrzeichen von Beirut. Innerhalb kurzer Zeit verschwindet die Sonne hinter den Wolken. Ich laufe zurück, um nocheinmal im Mezyan einzukehren, diesmal gibt es Hummus. Die Nacht wird kurz, der Wecker wird auf 4 Uhr gestellt. Gegen 7 Uhr morgens geht der Flieger zurück, diesmal in der Cedar Klasse, nein nicht Holz .. beim Einsteigen bekomme ich einen neuen Boardingpass, bequem in der Business Class. Als Fazit kann ich sagen, ich habe nur nette Menschen kennengelernt, die ich als tolerant und offen empfunden habe. Der Libanon ist auf alle Fälle eine Reise wert und ich hätte gerne noch mehr gesehen.